Personenzentrierte Assistenz & Inklusive Interaktionsräume

Wie könnten wir Interaktionsräume gestalten, um personenzentrierte Assistenz für Menschen mit Beeinträchtigung zu ermöglichen und Inklusion zu fördern?

Vorstellung der Caritas Vorarlberg Werkstätten

Die Caritas Vorarlberg ist eine soziale Dienstleistungsorganisation, die sich auf die Bewältigung sozialer, wirtschaftlicher und gesundheitlicher Herausforderungen von Einzelpersonen und Gemeinschaften konzentriert. Als Teil eines weltweiten Netzwerks katholischer Wohlfahrtsorganisationen bietet sie verschiedene soziale Dienstleistungen an, die von Menschen in Not in Anspruch genommen werden können, unabhängig von ihrer sozialen, nationalen oder religiösen Zugehörigkeit. 

Eines dieser Dienstleistungen sind die Werkstätten. Die Werkstätten bieten Beschäftigungsmöglichkeiten, berufliche Bildung und soziale Integration für Menschen mit Behinderungen. Ziel der Werkstätten ist es, diese Menschen bei der Entwicklung ihrer individuellen Fähigkeiten zu unterstützen, ihre Selbstständigkeit zu fördern und ihre aktive Teilnahme am Arbeitsleben zu unterstützen. Zu den wichtigsten Merkmalen der Werkstätten gehören:

 

– Personalisierte Betreuung: Die Werkstätten bieten individuell zugeschnittene Betreuung und Unterstützung. Somit werden Fähigkeiten und Talente gezielt weiterentwickelt und gefördert. 

– Gestaltung der Tagesstruktur: Werkstätten schaffen eine Tagesstruktur durch Arbeits- und Zeitpläne, sowie unterstützende Maßnahmen wie Anleitung, Training und soziale Interaktion, um die Entwicklung der Fähigkeiten und die Produktivität der Teilnehmer zu fördern.

– Berufliche Bildung: Die Werkstätten bieten Schulungen in folgenden Berufsfeldern an: Holzverarbeitung, Metallverarbeitung, Gartenbau, Montagearbeiten, Verpackung und Textilherstellung. Die Klient*innen erhalten die Möglichkeit unter der Anleitung von Fachleuten, Fertigkeiten zu erwerben und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.

– Sinnvolle Beschäftigung: Durch die angebotenen Aktivitäten können Menschen mit Beeinträchtigung gezielt zur Produktion von Waren und Dienstleistungen beitragen. Gleichzeitig entwickeln sie ein Gefühl von Zielstrebigkeit und Leistung.

– Soziale Integration: Die Werkstätten bieten ein soziales Umfeld, in dem Menschen mit Beeinträchtigung mit Gleichaltrigen, Ausbildern und Betreuungspersonal in Kontakt treten können. Auf diese Weise können sie ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten stärken und ein Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft entwickeln.

– Unterstützung beim Übergang: Die Werkstätten unterstützen Menschen beim Übergang von Schule zu Beruf oder in anderen Bereichen der Berufsausbildung und helfen ihnen, die damit verbundenen Herausforderungen zu bewältigen.

Unsere Haltung orientiert sich an der Personenzentrierten Assistenz. Dabei steht die individuelle Berücksichtigung der Bedürfnisse, Wünsche und Ziele des Menschen im Vordergrund. Es geht darum, eine Hilfe anzubieten, die auf die individuellen Vorlieben und Lebensumstände der Person abgestimmt ist. Der Ansatz basiert auf dem Prinzip der Selbstbestimmung und zielt darauf ab, die Autonomie und Teilhabe der Person zu fördern.

 

 

Herausforderungen der personenzentrierten Assistenz

Die konsequente Umsetzung der personenzentrierten Assistenz stellt unsere Organisation vor Herausforderungen, die sich in drei Hauptbereiche zusammenfassen lassen.

 

Individuelle Assistenz und Organisationsstrukturen: Individuelle Assistenz und Organisationsstrukturen: Es ist eine große Herausforderung, Organisationsstrukturen zu schaffen, die es uns erlauben, auf die individuellen Bedürfnisse unserer Klient*innen einzugehen. Weil unsere Gruppen sehr inhomogen sind und der Assistenz- und Pflegebedarf sehr unterschiedlich ist. Während einige Menschen mit Mehrfachbehinderungen einen hohen Pflegebedarf haben, können andere produktiv arbeiten. Auch das Alter unserer Klient*innen ist sehr unterschiedlich. Es ist schwierig, die Bedürfnisse und Vorlieben unserer Klient*innen in den verschiedenen Aktivitäten, die von der Arbeit in den Werkstätten bis zur Unterstützung außerhalb der Werkstätten (z.B. zu Hause und in der Freizeit) reichen, zu koordinieren.


Inklusion und soziale Stigmatisierung: Der Weg zur Inklusion und zum Abbau der sozialen Stigmatisierung von Menschen mit Beeinträchtigungen ist noch weit. Während die in den Werkstätten hergestellten Produkte bei der Bevölkerung guten Absatz finden, besteht gleichzeitig große Zurückhaltung, die Werkstätten zu betreten und die Klient*innen persönlich zu treffen und kennenzulernen. Soziale Anerkennung trägt wesentlich dazu bei, Stereotypen entgegenzuwirken und ein inklusives Umfeld zu fördern. Um das Bewusstsein zu schärfen und sich für die Einbeziehung von Menschen mit Beeinträchtigung einzusetzen, sollen die Werkstätten einer breiteren Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Einerseits müssen Anreize geschaffen werden, die Werkstätten zu betreten, andererseits muss die Sichtbarkeit der Klient:innen außerhalb der Werkstätten gesteigert werden. Dabei ist der Schutz unserer Klient*innen oberste Priorität. 


Arbeitskräfte und Ressourcen: Die Arbeit mit personenzentrierter Assistenz in den Werkstätten ist fordernd für die Mitarbeiter:innen.  werden spezielle Fähigkeiten und Schulungen benötigt, um eine angemessene Unterstützung für die Klient*innen zu gewährleisten. Gleichzeitig ist es aufgrund des Fachkräftemangels und des enormen Betreuungsbedarfs der Klient*innen schwierig, die  notwendige Zeit bzw. Möglichkeiten für eine kontinuierliche berufliche Entwicklung und Weiterbildung aufzubringen. Die Steigerung der Attraktivität der Werkstätten als Arbeitgeber wäre eine wesentliche Voraussetzung für die Ausweitung der derzeitigen Dienstleistungen und Angebote. Um die Arbeit der Werkstätten aufrechterhalten und ausbauen zu können, sind ausreichende finanzielle Mittel und Ressourcen unerlässlich.. Eine ausreichende finanzielle Unterstützung zur Deckung der Kosten für Mitarbeitergehälter, Ausrüstung und Schulungsmaterial stellt eine Herausforderung dar. Die Abhängigkeit von öffentlichen Mitteln oder begrenzte Ressourcen können sich auf den Umfang und die Qualität der angebotenen Dienstleistungen sowie auf die Zugänglichkeit der Werkstätte auswirken (ausreichend Platz für Rollstühle, Technik, Ton usw.). Darüber hinaus erfordert die Dokumentation der Klient*innen die Einführung geeigneter Methoden, was angesichts der unterschiedlichen Beeinträchtigungen und individuellen Zielen eine Herausforderung darstellt. Die Schwierigkeit, die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen zu erfassen, beeinträchtigt die Fähigkeit, notwendige Verbesserungen vorzunehmen und zusätzliche Ressourcen freizusetzen.

 

 

 

Ideen für inklusive Interaktionsäume 

Gemeinsam wollen wir die Werkstätten weiterentwickeln und neue Strukturen und Prozesse gestalten, um eine personenzentrierte Assistenz für Menschen mit Beeinträchtigung zu ermöglichen und gleichzeitig Inklusion zu fördern. Wir sind davon überzeugt, dass wir durch die Entwicklung bestehender und neuer Räume, die Gestaltung vielfältiger Partizipationsmöglichkeiten und innovativer Formate das Potenzial zur Förderung von Selbstbestimmung und Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung fördern können.

 

Wie könnten wir Interaktionsräume gestalten, um personenzentrierte Assistenz für Menschen mit Beeinträchtigung zu ermöglichen und Inklusion zu fördern?

Wir verstehen “Interaktionsräume” als Umgebungen oder Kontexte, in denen Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zusammenkommen, interagieren und kommunizieren können. Diese Räume können physische oder virtuelle Umgebungen umfassen, in denen Inklusion gefördert wird und Menschen mit Beeinträchtigungen die Möglichkeit haben, aktiv teilzunehmen und ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten einzubringen. Lösungen könnten folgende Aspekte umfassen:

 

Wie können lokale Akteure, wie Unternehmen und Privatpersonen, einbezogen werden, um Zugang zu den Werkstätten zu schaffen? Welche Art von Gesundheitseinrichtungen, Technologien und Ressourcen können dazu beitragen, die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen zu berücksichtigen? Wie können Anreize für externe Akteure geschaffen werden, sich an der Umgestaltung von  diesen Räumen zu beteiligen?

Wie können Daten über Klient*innen genutzt werden, um deren personalisierte Assistenzpläne zu verbessern? Wie können diese Daten in der Werkstätte und in anderen Umgebungen, in denen Menschen mit Beeinträchtigung leben, wie z. B. in ihren Wohnungen und Gemeinschaftsunterkünften, gemeinsam genutzt werden, um eine bessere Begleitung zu gewährleisten?

 

Wie können die Werkstätten für die lokale Gemeinschaft geöffnet werden? Eine größere Sichtbarkeit des Raumes ist entscheidend, um die Repräsentation zu verbessern und Menschen mit Beeinträchtigung zu stärken. Welche Aktivitäten können geschaffen werden, um sicherzustellen, dass sich Besucher willkommen fühlen, den Raum zu betreten?


Wie kann die Attraktivität der Werkstätte als Arbeitgeber gesteigert werden? Wie können junge Menschen über den Bereich der sozialen Arbeit hinaus für die Werkstätte gewonnen werden? Welche neuen Funktionen könnten geschaffen werden, und welche Ausbildungsbedürfnisse würden sie unterstützen?

Um die Frage nach der Herausforderung zu beantworten, sollte man bedenken, dass personalisierte Pflege bedeutet, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Jede Lösung für die Herausforderung muss ein Gleichgewicht zwischen individuellen Bedürfnissen und Gemeinschaft, Verbundenheit und Austausch herstellen. Bei der Entwicklung einer Lösung sollte man das vorhandene Wissen und die Erfahrung der Caritas in der personalisierten Pflege berücksichtigen und mit neuen Ansätzen und Technologien kombinieren. Man könnte beispielsweise die datengestützte Ressourcenzuweisung und Leistungsüberwachung sowie die Entwicklung der Personalplanung und -schulung fördern. Innovative Einzelhandels- und Gastronomieangebote können lokale Gemeinschaften in die Werkstätte locken und den Austausch mit den Teilnehmern fördern. Menschen mit Beeinträchtigung können die Entwicklung neuer Smart-Home-Technologien unterstützen, was die Werkstätte zu einem idealen Umfeld für die Einrichtung eines Living Labs macht.

 

 

Mitmachen

Werde Teil unseres InnoLab-Teams, um personenzentrierte Assistenz für Menschen mit Beeinträchtigung zu ermöglichen und Inklusion zu fördern. Wir sind gespannt auf eure kreativen Ideen, um inklusive Interaktionsräume zu schaffen, die die Selbstbestimmung und Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung fördern. Zeigt uns, wie wir diese Räume barrierefrei gestalten können, individuelle Bedürfnisse berücksichtigen, die Teilhabe fördern und qualifiziertes Personal für personenzentrierte Assistenz bereitstellen können. Wir suchen Teammitglieder:innen mit einer Leidenschaft, andere in der Gestaltung ihres Alltags zu unterstützen und den Fähigkeiten kreativ, ergebnisorientiert und problembewusst zu denken und im Team zu arbeiten.

Bewerbe dich beim InnoLab, indem du dich vorstellst und deine Idee oder Inspiration einreichst.

 

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